Die fabelhafte Welt der Faye Montana
oder: „Hilfe, mein Kind ist ein YouTube-Star!“
Was kostet die Welt? Manchmal nur ein Lächeln und ein paar lustige Sprüche: Wo immer Faye Montana öffentlich auftaucht, kreischen die Teenies.
Die 14-Jährige ist schon jetzt eine kleine Berühmtheit und hat das Zeug, eines Tages an ihren Idolen Melina und Dagi Bee vorbeizuziehen. Bis es soweit ist, dreht sie Kinofilme wie „Hanni & Nanni“, moderiert Game-Shows fürs ZDF, spielt in Til-Schweiger-Movies, spricht das Baby-Rüsseltier in „Ice-Age“ oder teilt ihren Alltag online: mit über 200.000 Abonnenten. Denn was ihrer Mutter, der Schauspielerin Anne-Sophie Briest („6 Mütter, VOX“), der rote Teppich bedeutet, ist für YouTuber der Video-Kanal …
Zurheide: Anne-Sophie, Sie kommen gerade vom Set des neuen Hanni-und-Nanni-Kinofilmes. Gedreht wurde auf Schloss Burgscheidungen in Sachsen-Anhalt, wie waren denn die ersten zehn Drehtage?
Anne-Sophie Briest: Fast wie ein Sommerferienlager mit Filmdreh! Schloss Burgscheidungen, das die Kulisse für die Internat-Szenen stellt, ist in eine malerische Bogenlandschaft eingebettet, die wir in den Drehpausen gemeinsam mit den Kindern erkundet haben.
Zurheide: Die Film-Fortsetzung des Jugendbuch-Klassikers von Enid Blyton ist wieder hochkarätig besetzt: mit Jessica Schwarz, The-BossHoss-Sänger Sascha Vollmer, Maria Schrader, Katharina Thalbach, Henry Hübchen und vielen anderen Stars. Die berühmten Zwillinge werden von Laila und Rosa Meinecke verkörpert. Wie war die Stimmung am Set?
Anne-Sophie Briest: Wir sind als Team schon jetzt so zusammengewachsen, dass der Abschied richtig traurig war. Die Kinder waren alle ganz verliebt in die Zwillinge. Zum Schluss gab´s noch ein Gänsehaut-schönes Outtake, eine Riesenszene mit dem ganzen Cast, auch mit Isabell Šuba, unserer Regisseurin.
Faye Montana: Wir hatten alle andauernd Lachanfälle, wenn zum Beispiel Laila einen Gag brachte oder den Namen verdrehte – in „Emma Tullivan“ oder so. Das war schlimm, weil wir ja eigentlich leise sein mussten. Aber sonst verstehen wir uns prickelnd und lieben uns alle ganz doll!
Zurheide: Du selbst spielst Caro, eine „Prinzessin auf der Erbse“, so reich und verwöhnt, dass sie im Flurfunk des Internats unter den Mitschülerinnen für einige Aufregung und Spekulation sorgt …
Faye Montana: Meine Rolle ist am meisten Girlie von allen, Caro ist immer in Chanel und teure Labels gehüllt. Sie will niemandem wehtun, ist ständig besorgt, sie könnte sich schmutzig machen und so. Immer sehr schüchtern, eigentlich das krasse Gegenteil von mir!
Zurheide: Wenn du selbst eine Zwillingsschwester hättest, wärst du bestimmt lieber die toughe Hanni als die angepasste Nanni?
Faye Montana: Ich mach halt gern, was ich möchte. Dann ist es mir auch schon mal egal, was die Leute denken – (rappt:) „I don´t care what people say, no, no …“ 😉
Anne-Sophie Briest: Solange es allen gut geht damit: Faye und ich lieben Menschen. Dazu gehört auch der Respekt vor Andersdenkenden.
Zurheide: Faye, machen dich doofe Kommentare unter deinen Videos traurig?
Faye Montana: Es gibt immer Hadels (Anmerkung der Redaktion: gemeint sind „Hater“). Da nehmen meine Fans mich aber in Schutz, die sind wie eine kleine Armee. Außerhalb von YouTube mach ich ja noch andere Sachen, da kann ich sowieso nicht immer alles lesen.
Anne-Sophie Briest: Zumal Faye ja ´hauptberuflich´ Schülerin ist. Ihr ist natürlich klar: Man kann es nicht allen recht machen. Hasskommentare melden wir allerdings.
Zurheide: Wie viele Mädchen träumt Faye davon, selbst Schmuck zu entwerfen. Allerdings nicht nur für den Schulbazar, sondern mit eigenem Label im Stil von Kendell Janner oder Lena Gercke. Ist das nicht sehr ambitioniert?
Anne-Sophie Briest: Kinder sprühen natürlich vor Ideen, nicht alle lassen sich dann auch verwirklichen. Grundsätzlich spricht jedoch nichts gegen eine Kollektion speziell für Teenager: Der normale Schmuck ist den meisten Kids ja viel zu weit.
Zurheide: Mit bis zu 3 Millionen Klicks wie zuletzt in einem israelischen Live-Stream erreicht der Hype um Ihre Tochter gerade einen neuen Höhepunkt. Kontrollieren Sie alle Inhalte, die von ihr Netz gestellt werden?
Anne-Sophie Briest: Selbstverständlich werfe ich ein Auge drauf, bevor sie „on Air“ gehen, weil Faye ja noch gar nicht alt genug ist, um Dinge allein zu veröffentlichen. Sie weiß zwar genau, wie man sich in den Medien bewegt, oft sogar besser als ich, aber sie ist noch ein Kind. Die Verantwortung liegt bei mir.
Zurheide: Gesellschaftliche Verantwortung leben Sie auch in anderen Bereichen vor: So sind Sie Geschäftsführerin und Urheberin der be smart academy, einer staatlich geförderten, bilateralen Vorschule in Ihrer Heimatstadt Berlin.
Anne-Sophie Briest: Gemeinsam mit Antje Michaels, wir feiern gerade 10-jähriges Bestehen. Sie bringt sich ebenso engagiert ein wie ich, das geht oft unter: Unsere Gedanken bewegten sich von Anfang an in dieselbe Richtung, fast schon symbiotisch: Wir sind zu einem kreativen Kollektiv verschmolzen.
Zurheide: Faye, du moderierst mit 12 schon ganze Fernsehsendungen im Abendprogramm des ZDF. Parallel drehst du YouTube-Videos, aber so richtig, also auch mit Produktempfehlungen, darunter Schokolade, Puder, Lipgloss, Nagellack und MCM-Taschen. Artet das nicht in Arbeit aus?
Faye Montana: Es gibt viele Empfehlungen, aber ich packe nur aus, was mir persönlich gefällt und ich auch selbst schön finde. Ich bin ein Style-Freak, bei mir muss immer alles zusammenpassen: Haarschleife, Ohrringe, T-Shirt. Manchmal mag ich auch kitschige Sachen: Glitzerpartikel, LED-Lichter, eben alles, was leuchtet. Und ich liebe Apple, weil Apple einfach cool ist. Deshalb macht das echt Spaß!
Zurheide: Wer in deinen Videos vorkommt, wird auch selbst bekannt. Nervt das, wenn ständig jemand „Fame“ – Berühmtheit – „absaugen“ will?
Faye Montana: So einmal im Monat gibt’s immer mal welche, die sich einschmeicheln wollen. Das mag ich nicht so. Damit kann ich aber inzwischen gut umgehen, man entwickelt dafür einen Instinkt.
Zurheide: In einem deiner Videos vergleichst du auf lustige Art die unvollkommene „Realität“ mit einer idealen „Vorstellung“ für YouTube.
Bist du in Wirklichkeit auch mal trotzig wie andere Kinder, wenn sie ihren Willen nicht bekommen?
Faye Montana: Ohne mein Handy raste ich schon mal leicht aus. Und ich darf leider kein Haustier haben: Wir hatten mal eine Schildkröte, doch die mussten wir auch abschaffen. Heute babysitte ich 4 Hunde auf einmal, ich glaub, das reicht …
Anne-Sophie: Briest Faye gibt immer 100 Prozent. Deshalb hat Johannes B. Kerner sie schon zum zweiten Mal vor die Kamera geholt, was nicht üblich ist. Aber er wollte mit keinem anderen Kind moderieren: „Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich wünsche mir die Faye her!“ Zu Omas goldener Hochzeit kam sie erst, nachdem sie sieben Stunden hart auf dem Trainingsplatz trainiert hatte. Begeisterung für eine Aufgabe kommt von innen, die kann man Kindern nicht einfach überstülpen.
Zurheide: Faye, du bist mit Emma Schweiger und anderen angesagten Kids befreundet. Stehst du auf dem Schulhof auch schon mal mit Nerds zusammen oder gibt´s da eine klare Trennung: „die Coolen und die Freaks“?
Faye Montana: So schlimm ist das eigentlich nicht bei uns: Es gibt aber die Beliebten und die Langweiligen.
Zurheide: Du gehörst in deiner Klasse bestimmt zu den Beliebten?
Faye Montana: Meistens, manche Kinder finden das auch nicht so gut, was ich mache.
Zurheide: Du bist Einser-Schülerin und schon jetzt eine ein kreative Vloggerin, die mit Profi-Apps wie Final Cut Pro arbeitet. Hättest du Spaß daran, einmal etwas für Edeka zu drehen?
Faye Montana: Na klar! Man kann verschiedene Arten von Filmen drehen, z. B. eine Comedy: „Menschen im Supermarkt“, mit ganz vielen, witzigen Charakteren.
Zurheide: Deine Lieblingscharaktere in der Fantasy-Welt von Ice Age sind Sid und das Baby-Rüsseltier, welches auch von dir gesprochen wird …
Faye Montana: Das ist so ein kleines, kuscheliges, knuffiges, ängstliches Babyrüsseltier, total süß! Meine Stimme ist ja auch noch etwas quietschig, deshalb muss ich sie gar nicht so sehr verstellen.
Zurheide: In „Ice Age“ sieht man dich ausnahmsweise nicht. Wärst du auch in anderen Situationen manchmal gern unsichtbar?
Faye Montana: O ja: Dann könnte ich einfach in den Flieger steigen und in ferne Länder reisen. Auch sonst überall reinfliegen, in teure Läden, und all die hypercoolen Klamotten anprobieren …
Zurheide: Auf der Berliner Fashion Week hast du auf dem Schoß von Supermodel Gigi Hadid gesessen und ein Selfie ergattert. Wie kam es dazu?
Faye Montana: Ich hab das ganz spontan gemacht, bevor die Show begann: Gigi Hadid saß vor mir und hat zurück gelächelt. Da bin ich direkt zu ihr hingegangen, einfach so über den Runway gelaufen. Sie hat mich dann für ein gemeinsames Bild auf den Schoß genommen. Das war soooo schön!
Zurheide: Du bist ja auch selbst schon ziemlich berühmt. Wie ein Hollywood-Star wirst du auf manchen Events von Leibwächtern begleitet. Macht dir der Gedanke Angst, dass auch kranke Menschen bzw. Stalker deine Videos sehen?
Faye Montana: Ich hab´ ja zwei Bodyguards, die mich vor „Pädos“ schützen. Manchmal fragen mich aber Wildfremde: „Hast du einen Freund?“ – „Nein, den will ich auch noch nicht haben!“, sag ich dann. Man hat das Gefühl, man redet mit jemandem, ob wohl man das eigentlich nicht tut. Das ist schon ein wenig krank.
Anne-Sophie Briest: Sogar in der S-Bahn gibt es Menschen, die sich absichtlich dicht an ein Kind heranstellen. So betrachtet müsste man Faye auf Schritt und Tritt bewachen. Sie dürfte ja keinen Fuß mehr vor die Tür setzen. Eltern sollten sich vielmehr um den erhöhten Passiv-Konsum ihrer Kinder sorgen als wenn diese selbst kreative Inhalte produzieren.
Faye Montana: Als nächstes stelle ich zum Beispiel mein Lieblingsbuch vor oder lese etwas aus Ice Age. Das Coole am Vloggen ist ja: Man kann sich alles selbst aussuchen – das Licht, die Kamera, sogar das Thema. Das ist wie jetzt gleich beim Boarden: Da kannst du auch genial viele Dinge tun: Cruisen, Sliden, Dancen, Tricks und vieles mehr. Ab geht´s – Tschüssi!
Mit freundlicher Unterstützung von Kick-Management.de, Interview: Claudia Roosen